Welchen Stellenwert hatte Ihre Arbeit bisher in Ihrem Leben?
Die Diagnose metastasierter Brustkrebs hat sicher vieles auf den Kopf gestellt.
Haben sich Ihre Prioritäten verschoben? Um sich jetzt auf Ihre Gesundheit und Ihre Behandlung konzentrieren zu können, müssen Sie vielleicht Ihr Engagement in einigen Bereichen Ihres Lebens verringern. Ihre Entscheidung, in beruflicher und/oder in privater Hinsicht kürzerzutreten, kann finanzielle Einbußen mit sich bringen oder sich auf Ihre Familie auswirken, wenn Sie nicht mehr in gewohntem Maß zu Hause alles stemmen können. Hier sind individuelle, d. h. auf den Patienten*die Patientin und die Situation maßgeschneiderte Lösungen gefragt.
Klären Sie frühzeitig, welche Rechte Sie am Arbeitsplatz haben, damit Sie für die vor Ihnen liegende Zeit gut vorbereitet sind. Eine entsprechende Unterstützung im häuslichen Umfeld ist ebenfalls möglich. Bevor Sie über Ihr weiteres Berufsleben entscheiden, sollten Sie sich in jedem Fall Zeit nehmen und Ihre berufliche Situation individuell überprüfen. Die Inhalte auf dieser Website sollen Ihnen bei der Entscheidung helfen, eine Orientierung über Ihre Möglichkeiten bieten und vielleicht erste, drängende Fragen beantworten.
Eine entsprechende Unterstützung im häuslichen Umfeld ist ebenfalls möglich. Das Team der Sozialarbeiter*innen im Krankenhaus kann Sie bei diesen Aspekten unterstützen, von besonderer Bedeutung sind aber in diesem Zusammenhang die Selbsthilfegruppen, die Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Informationen zur finanziellen Soforthilfe der Österreichischen Krebshilfe finden Sie hier. Der Krebshilfe-Soforthilfe-Fonds unterstützt hilfsbedürftige Patient*innen mit finanziellen Mitteln, damit sie sich wieder auf Ihre Gesundheit konzentrieren können.
KANN ICH TROTZ MEINER KREBSERKRANKUNG NOCH ARBEITEN?
Bei der Beantwortung dieser Frage ist es wichtig zu verstehen, dass das österreichische Arbeitsrecht hinsichtlich des Themas Krankheit und Arbeit nur sehr unzureichende Antworten aufweist. Es gibt nur zwei vom Gesetzgeber gedachte Situationen: Entweder Sie sind gesund und können arbeiten oder Sie sind krank und können nicht arbeiten.
Das erschwert oft realistischere Lösungen, welche zumeist auf das Entgegenkommen Ihres Arbeitgebers*Ihrer Arbeitgeberin angewiesen sind. Die kürzlich eingeführte Wiedereingliederungsteilzeit kann in manchen Fällen dazu dienen, ein bestmögliches Umfeld zu schaffen, um nach längerer Krankheit wieder arbeiten zu können. Die Wiedereingliederungsteilzeit nimmt Ihnen die Entscheidung rund um Ihre berufliche Zukunft zwar nicht gänzlich ab, kann Ihnen jedoch, sollten Sie sich dafür entscheiden, einen sanfteren Wiedereinstieg in das Berufsleben ermöglichen.
Der Beruf ist vielleicht ein großer und wichtiger Teil Ihres Lebens. Wenn Sie unsicher sind, ob und inwieweit Sie weiterarbeiten möchten bzw. können, sollten Sie den Beginn der Behandlung abwarten. Wenn Sie wissen, wie Sie die Therapie körperlich und psychisch verkraften, können Sie immer noch eine Entscheidung treffen. Ob Sie weiterarbeiten können, hängt natürlich von vielen Faktoren ab, z. B. auch von Ihrem Beruf, von Ihrer zeitlichen Belastung oder Ihren sonstigen Lebensumständen. Vielleicht können Sie während der Behandlung ganz gut weiterarbeiten, vielleicht fällt es Ihnen sehr schwer oder ist es Ihnen völlig unmöglich.
Um Ihre Entscheidung zu treffen, können Sie sich einige Fragen stellen:
- Verrichten Sie hauptsächlich körperliche Arbeit oder sitzen Sie die meiste Zeit am Schreibtisch?
- Müssen Sie Überstunden leisten oder vielleicht sogar in der Nacht oder am Wochenende arbeiten?
- Wie viel Stress verursacht Ihre Arbeit für Sie?
- Wie groß ist Ihre persönliche Verantwortung? Sind Sie womöglich eine Führungskraft und haben Mitarbeiter*innen, die Sie selbst führen müssen?
Beurteilen Sie Ihre Situation in Ruhe und handeln Sie danach. Treffen Sie keine impulsiven Entscheidungen und überlegen Sie sich, womit Sie sich wohl fühlen und was sich für Sie richtig anfühlt – schließlich geht es um Ihre Gesundheit und Zukunft.
TIPPS & RESSOURCEN
Referenzen
Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Rupert Bartsch für das Einbringen medizinischer Expertise sowie Dr. Gerald Gries, Rechtsanwalt und Experte in Sachen Arbeitsrecht, für die Zusammenstellung der rechtlichen Aspekte.
Mehr zur Entstehung dieser Inhalte finden Sie hier.